Jetzt geht es los, die Tage werden langsam länger, die Sonne ein wenig kräftiger und in vielen Bau- und Supermärkten sieht man kleine Samentüten zum Verkauf. Auf der Packung steht zwar meist “Aussaat ab März”, aber du kannst viele Blumen schon jetzt Anfang Februar aussäen! Wie ich es mache und welche Möglichkeiten es noch gibt, erfährst du in diesem Artikel.
Vorbereitung
Zu allererst musst oder besser darfst du entscheiden, welche Blumen du in deinen Schnittblumengarten pflanzen möchtest. Für die Auswahl helfen dir folgende Artikel:
- Was blüht wann?
- Einjährige, Zweijährige oder Cool Flowers?
- Einfache Schnittblumen für den Anfang
- Und in der Kategorie Blumenportraits gibt es viele Details zu einzelnen Sorten
Samen bestellen
Natürlich kannst du dich auch auf den Seiten der Saatgutanbieter inspirieren lassen. In Amerika gibt es die größte Auswahl bei Geoseeds und Johnnys Seeds, aber der Versand und Zoll sind sehr teuer. Da macht es Sinn, sich mit mehreren zusammen zu tun. In Deutschland bestelle ich kleine Mengen bei Keimzeit-Saatgut und Saatgut-Vielfalt und in England bei Chiltern Seeds.
Die Aussaat beginnt
Hast du die Samen deiner Lieblingssorten zu Hause kann es fast los gehen. Nun brauchst du noch Gefäße und Anzuchterde. Als Gefäße kannst du sehr vieles recyclen, z.B. Joghurt- oder Sahnebecher, abgeschnittene Milchtüten, diese Plastikschalen von Pilzen oder ähnliches. Wichtig ist, dass du mit einem Messer oder einer Schere vorsichtig unten Abzuglöcher für das Gießwasser hinein stichst. Du kannst auch kleine Töpfe aus Zeitungspapier basteln. Eine Anleitung findest du im Internet über Google. Ich benutze die Erdballenpresse, die ich euch auch nur wärmstens empfehlen kann!

Die richtige Erde
Anzuchterde findest du im Baumarkt, am besten in Bioqualität. Dort ist sie häufig aber auch recht teuer. Mein Tipp: frage mal bei einer Gärtnerei, welche Erde die selbst nutzen und ob du vielleicht etwas dort kaufen könntest. Und wenn du einen Garten hast, kannst du sie auch selber mischen, eine Anleitung findest du auf vielen Seiten im Internet.
Zubehör
Neben der Erdballenpresse ist meine beste Entdeckung: die Samla-Boxen von dem großen gelben Möbelhaus. Sie sind durchsichtig, es gibt sie in verschiedenen Größen und sie haben einen Deckel. Stelle deine Anzuchttöpfe hinein oder presse die Erdballen direkt hinein. In eine große Box passen 120 Erdballen.
“Neben der Erdballenpresse ist meine beste Entdeckung: die Samla-Boxen von dem großen gelben Möbelhaus.”
Da ich Probleme mit den Handgelenken habe, mache ich immer nur eine Box mit der Erdballenpresse im Januar. Die große Anzucht ab März mache ich mit Saatschalen und Quickpotplatten.
Ausreichend Licht
Wenn du schon früh im Jahr mit der Anzucht beginnen möchtest, ist das große Problem das Licht. Die kleinen Keimlinge brauchen mindestens zwölf Stunden Licht am Tag. Im Januar sind es gerade mal sieben Stunden draußen und gefühlt wird es oft gar nicht richtig hell draußen.
Früher habe ich meine Pflanzen unter ein Dachfenster gestellt und dann noch zusätzlich mit künstlichem Licht gearbeitet.

Heute mache ich nur noch eine Box mit Levkojen und Islandmohn so früh im Jahr. Da es Coolflowers sind, stelle ich die Box tagsüber raus auf den Balkon und schalte dann am Nachmittag drinnen sechs Stunden Licht hinzu.
Wichtig!
- Samen brauchen zum Keimen Wärme (je nach Sorte zwischen 15 Grad, z.B. Rittersporn, und 22 Grad, z.B. Sonnenblumen) und nach der Keimung zum Weiterwachsen weniger Wärme (ca. 10 bis 18 Grad) und viel Licht
- Stehen deine Pflanzen eher warm, z.B. auf einer Fensterbank, brauchen sie besonders viel Licht, sonst “vergeilen” sie, recken sich also zu stark nach fehlendem Licht und werden schwach und dünn. Da reicht das Tageslicht im Februar oder März noch nicht aus, du solltest mit künstlichem Licht ein paar Stunden nachhhelfen.
Stehen deine Blumen beim Wachsen kühler, z.B. in einer Box draußen oder in einem Gewächshaus reicht das Tageslicht aus. Die kühleren Temperaturen signalisieren deinen Blumen (wie allen Pflanzen im Garten), es ist noch Zeit bis zum Frühling, mach langsam. - Falls du deine Blumen nur auf der Fensterbank vorziehen möchtest, starte lieber etwas später, wirklich erst ab März. Es ist sonst zu schade, wenn die Pflanzen schwach und “geil” werden (sagt man wirklich so), weil sie zu viel Wärme und zu wenig Licht bekommen.
- Bedenke, wenn du früh im Jahr in Miniblocks säst, dass du mehr Platz brauchst, wenn die Blumen größer werden. In den Miniblocks können die meisten Sorten ab der Aussaat etwa sechs Wochen bleiben. Doch dann müssen sie entweder ausgepflanzt werden oder, wenn es noch zu kalt draußen ist, in größere Töpfe oder Erdballen umziehen. Und 440 Minblocks brauchen zwar nur extrem wenig Platz (ein 50cm x 30cm Tablett), aber 440 große Blocks auf einmal sechs große Samla-Boxen…
“Bedenke, wenn du früh im Jahr in Miniblocks säst, dass du mehr Platz brauchst, wenn die Blumen größer werden.”
Die Aussaat
Nun geht es weiter. Fülle die Anzuchterde in deine Töpfe oder presse Erdballen. Wenn du Töpfe benutzt, presse die Erde gut hinein, damit sich alle Luftlöcher in der Erde schließen und die Wurzeln sich besser entwickeln können. Wenn die Erde nicht fest genug hineingepresst wurde, zerfällt sie oft später, wenn man die Pflanzen aus den Töpfen lösen möchte.
Feuchte deine Erde gut an. Bei Erdballen passiert das automatisch, bei Töpfen vor der Aussaat alles gut durchfeuchten (nicht zu nass) und dann erst aussäen. Sonst spült man die feinen Samen nach der Aussaat schnell weg.
Säe immer etwas mehr Samen aus, als du brauchst, sonst ärgest du dich später, wenn einige der abgezählten Blumen nichts werden und du Beetfläche frei lassen musst. Vor allem die Keimquote bei Nelken und Mohn liegt nur bei ca. 50%. In der Regel sind feine Samen Lichtkeimer und größere Samen müssen mit Erde bedeckt werden. Im Zweifelsfall google lieber.
Sehr wichtig ist es, die Töpfe oder Erdballen sofort mit einem kleinen Etiket zu beschriften. Ich schreibe auf die eine Seite immer Sorte und Anzahl, auf die Rückseite das Datum der Aussaat. Dann kann man später gut nachvollziehen, wie lange die Sorte zur Keimung gebraucht hat und verliert nicht die Übersicht, wann eine nächste Aussaat Sinn macht. Auf den Etiketten am besten einfach mit Bleistift schreiben, der hält ewig bei Regen und Sonne und du kannst ihn später einfach wieder weg radieren und die Schilder erneut benutzen.

Zu Beginn, wenn die Samen noch nicht gekeimt sind, wässere sie durch eine Sprühflasche, jeden Morgen einmal kräftig feucht sprühen. Später, nach der Keimung, am besten von unten wässern, also einfach in den Behälter mit den Erdballen oder Töpfen hineingießen, so dass sich die Erde von unten aufsaugt. So wird nichts weg geschwämmt, alles ist gut durchfeuchtet und die Wurzeln werden angeregt hinab zu wachsen.
Das Auspflanzen
Wenn deine Blumen kräftig angewachsen sind und die Temperaturen es zulassen, kannst du sie endlich rauspflanzen! Bei Cool Flowers ist das meist ab März der Fall, bei Sommerblühern ab Mai. Doch falls deine Blumen nicht eh schon immer tagsüber in Boxen draußen standen, solltest du sie unbedingt abhärten. Das bedeutet, du stellst sie tagsüber an einen schattigen Platz und falls es in der Nacht nicht zu kalt ist, lässt du sie auch mal ganz draußen. So gewöhnen sich die Blumen langsam an das direkte Tageslicht, den Wind, die Temperaturen und die Sonne.
Es gibt also sehr viele verschiedene Möglichkeit, deine Blumen vorzuziehen. Probiers einfach aus, experimentiere, mach dir Notizen und im nächsten Jahr weißt du schon viel besser, was für dich und deine Blumen funktioniert und was nicht. Bei mir geht jedes Jahr irgendetwas schief, dafür klappt etwas anderes ganz wunderbar und ich bin wieder ein kleines bisschen schlauer geworden…
“Bei mir geht jedes Jahr irgendetwas schief, dafür klappt etwas anderes ganz wunderbar und ich bin wieder ein kleines bisschen schlauer geworden…”
9 Kommentare
Elke Materne
17. Februar 2019 at 17:38Hallo Katharina, gerade stöbere ich auf deiner neuen Seite und muss sagen, ich bin begeistert. Bekomme sofort Lust, doch etwas mehr in meinem Garten zu machen. Deine Tips sind super. Liebe Grüße Elke
Katharina
17. Februar 2019 at 18:39Liebe Elke, das freut mich sehr! Vielen Dank und dann viel Spaß beim gärtnern!
Mareike
11. März 2022 at 14:10Liebe Katharina,
Ich starte in diedem Jahr mit meiner ersten kleinen Blumenanzucht und hier wird auch schon fleißig gekeimt. Ich frage mich jetzt, ab wann ich die Keimlinge an den helleren und kühleren Platz stelle – wenn schon erste kleine Spitzen zu sehen sind, oder wenn schon ein Pflänzchen erkennbar ist?
Und auch nochmal die Frage zur direkten Sonne zb. auf der Fensterbank, ist der direkte Umzug zu viel?
Vielen Dank und ganz ganz großen Dank auch für deinen tollen Block und dass du deine Erfahrungen so umfassend teilst!
Liebe Grüße, Mareike
Anzucht 2020 – Monatsübersicht für blühende Beete von Mai bis November – Aus dem Garten
10. März 2020 at 17:01[…] ist Anzucht ja wirklich einfach: man braucht Samen, die man in feuchte Anzuchterde steckt, einen hellen Platz […]
Nicole
13. März 2021 at 12:21Liebe Katharina,
was für ein toller Blog. Ich stöbere schon seit einiger Zeit und bin ganz hin und weg 😊… Ich habe erstmalig vor ein paar Tagen einen größeren Schwung Löwenmäulchen und andere Einjährige mithilfe der Erdballenpresse in Platikbehälter mit Deckel gesetzt und jetzt schimmelt die Erde, bevor der erste Keimlinge überhaupt in Sicht ist 😥. Ich vermute, dass die Erde schon vorbelastet war…
Was würdest du an meiner Stelle machen? Abwarten oder noch mal von vorne beginnen und alles entsorgen? Ich frage mich, ob das Rausstellen der geschlossen Kisten nach der Keimung bei Schimmel als nächster Schritt überhaupt möglich ist? Über einen Tipp wäre ich sehr dankbar.
Lieben Gruß
Nicole
Katharina
14. März 2021 at 10:29Liebe Nicole, oh je, das tut mir leid. Gute Anzuchterde ist tatsächlich sehr wichtig. Ich schließe die Deckel nie, sondern lege sie so auf, dass die Feuchtigkeit zwar etwas gehalten wird, aber auch ordentlich abziehen kann. Im Zweifel würde ich eher ganz ohne Deckel arbeiten und dafür öfter ansprühen. Ich würde nun beides machen: abwarten und trotzdem nochmal aussäen. Wenn beides klappt hast du am Ende einfach zu viele Löwenmäulchen, die du vielleicht verschenken könntest. Ich lasse die Kisten draußen auch immer tagsüber offen, außer es regnet stark. Berichte gerne, wie es klappt – ich drück die Daumen!
Mareike
11. März 2022 at 14:13Liebe Katharina,
Ich starte in diedem Jahr mit meiner ersten kleinen Blumenanzucht und hier wird auch schon fleißig gekeimt. Ich frage mich jetzt, ab wann ich die Keimlinge an den helleren und kühleren Platz stelle – wenn schon erste kleine Spitzen zu sehen sind, oder wenn schon ein Pflänzchen erkennbar ist?
Und auch nochmal die Frage zur direkten Sonne zb. auf der Fensterbank, ist der direkte Umzug zu viel?
Vielen Dank und ganz ganz großen Dank auch für deinen tollen Block und dass du deine Erfahrungen so umfassend teilst!
Liebe Grüße, Mareike
Katharina | Aus dem Garten
11. März 2022 at 14:42Liebe Mareike,
das ist davon abhängig, um welche Sorten es sich handelt. Coolflowers die wenig Schutz brauchen können direkt nach der Keimung, also wenn man schon richtig was sieht, raus. Nicht zu lange warten, sonst vergeilen sie schnell. Sommerblüher nicht. Die müssen drin bleiben, bis es wirklich wärmer wird, so 15 Grad, dann ist es tagsüber auch für sie okay.
Ganz viele Grüße,
Katharina
Mareike
14. März 2022 at 21:16Vielen lieben Dank!