Eigentlich ist der Januar als Blumenbauerin ein guter Monat, um in den Urlaub zu fahren. Eigentlich. Denn das gilt nur dann, wenn man seine Cool Flowers bereits im Herbst ausgesät hat, um sie überwintern zu lassen.
Hat man das nämlich nicht, so wie ich, verbringt man viel Zeit im Januar damit, Erdballen zu pressen, Samen einzufrieren, zu wässern, zu kühlen, anzuritzen, abzuzählen und dann am Ende in oder auf die Erde zu bringen.
“Eigentlich ist der Januar als Blumenbauerin ein guter Monat, um in den Urlaub zu fahren. Eigentlich.”
Islandmohn ist als erstes dran, bereits Anfang Januar und Löwenmäulchen auch, da sie eine lange Kulturdauer haben. Dann folgen Levkojen und Ende Januar ein ganzer Schwung wie zum Beispiel Bupleurum, Cerinthe, Lupine, Eucalyptus, Chinesisches Vergissmeinnicht, Kornblumen und viele mehr.
Alle kleinen und winzigen Samen kommen in Mini-Erdballen, die größeren Samen in die 5cm-Ballen und im Anzuchtregal wird es langsam ziemlich eng. Ich time deswegen meine Aussaat so, dass der nächste Schwung Samen (die zweite Runde Coolflowers sowie Sommerblumen) keimt und unters Licht muss, wenn ich die erste Runde bereist auspflanzen kann.
Auspflanzen geht so früh, Ende Februar/Anfang März, allerdings nur, wenn man mit Tunneln und Vlies arbeitet. Denn auch wenn die Coolflowers Kälte nicht nur tolerieren sondern mögen, vertragen sie keine strengen Fröste. Deswegen verbringe ich zudem gerade sehr viel Zeit damit, meine Tunnel zu planen und zu bauen.
Das Design steht, Längen und Material sind berechnet – die Frage ist nur, wo bekommt man nun 3 Meter lange Alu-Rohre mit richtigem Durchmesser und Wandstärke her… Das ist nämlich gar nicht so einfach, wenn man nur eine geringe Stückzahl (ich brauche 60 Stück) haben möchte und keine horrenden Lieferkosten zahlen will.
Heute nun habe ich eine Firma gleich hier in der Nähe gefunden, die ganz freundlich waren und mir die Rohre zuschneiden! Allerdings kann man auch dort nur als Firma oder mit eingetragenem Gewerbe einkaufen.
“Es ist alles nicht optimal… aber ich muss mit dem arbeiten, was ich habe.”
Folie habe ich im Internet bestellt: 12 x 18 Meter. Da war auch einiges Getüftel nötig, doch dieses Maß passt für mich, damit ich drei Meter breite und sechs Meter lange Stücke schneiden kann, die dann auf meine 1.50 Meter breiten und vier Meter langen Beete passen.
Es ist alles nicht optimal, in meinen Träumen habe ich ein großes quadratisches Feld auf dem ich einen Meter breite und 20 Meter lange Reihen schön geordnet neben einander anlegen könnte… Aber ich muss mit dem arbeiten, was ich habe.
Mein Ziel ist es, die Beete mitsamt Bändchengwebe und Tunneln bis Ende Februar fertig zu haben… Ansonsten ist der Januar trotzdem für Flower Farmer-Verhältnisse ziemlich ruhig. Ich mache meinen Online-Workshop bei Floret Flowers, lese viel Fachliteratur über den ASCFG und lerne eine ganze Menge durch die vielen Konversationen in meinen vier verschiedenen Facebook-Blumengruppen.
Die ersten Blumen keimen, werden größer und verheißen bereits jetzt den Frühling – unvorstellbar, dass aus diesen 1000 zarten Pflänzchen in meiner Küche in wenigen Monaten große Pflanzen werden, von denen ich abertausende Blumen schneiden werde. Ich glaube es erst, wenn ich es sehe!
In den Blumenläden, Supermärkten und auf dem Grossmarkt gibt es hingegen schon seit Anfang Januar Tulpen zu kaufen und ich habe das Gefühl, der „Saisonstart“ verfrüht sich jedes Jahr.
Sobald der Weihnachtsbaum auf dem Müll liegt, sollen frische Tulpen auf dem Tisch stehen. Absurd für mich – normal im Alltag: Meine Tulpen stecken gerade mal die Köpfe aus der Erde…
“Ich genieße den Januar und Februar, die Ruhe vor dem Sturm.”
Aber auch das ist ein weiterer Traum von mir: Ein großer Polytunnel, in dem meine eigenen Tulpen früher reif werden und auch in Kisten vorgetrieben werden können. Nicht für den Verkauf Anfang Januar, aber eben schon Mitte Februar, statt erst im März und April.
Ich genieße den Januar und Februar, die Ruhe vor dem Sturm. Doch andererseits bin ich auch ungeduldig und kann es kaum erwarten, endlich so richtig los zu legen!
Jeden Tag freue ich mich über die Minuten, die es wieder länger hell ist, die ersten Schneeglöckchen und Winterlinge, die Farbkleckse in die Vorgärten bringen und kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass all die knochigen, dunklen Äste bald voll grüner Blätter leuchten.
Bisher ist es noch ruhig hier...