Nun kommen wir zu meinem (bisherigen) Endgegner im Blumengarten: dem Rapsglanzkäfer und wie ich ihn zwar nicht vertrieb, aber gut mit ihm Leben kann.
Rapsglanzkäfer zerstört Löwenmäulchen…
Löwenmäulchen gehören zu meinen allerliebsten Schnittblumen. Wie jedes Jahr zog ich so auch im letzten Jahr wieder hunderte der hübschen Blumen vor und pflanzte sie zuversichtlich in meine Beete. Ich hegte und pflegte diese langsam wachsenden Pflanzen monatelang. Im Juni setzten sie dann erste Knospen an und ich freute mich schon auf die baldige Farbenpracht.
Doch die blieb plötzlich aus: wo sich sonst die Knospen öffneten und traumhafte, dicht gerüschte oder samtige Blüten erschienen, waren nur noch zerfetzte und zerlöcherte, hohle Blütenkelche. Ich konnte es gar nicht glauben. Es gab nicht eine schöne Blüte! Die Pflanzen sahen aber kräftig und gesund aus. Was war los?
Kleine, pechschwarze Käfer zerfressen die Blüten
Und dann entdeckte ich die kleinen pechschwarzen und glänzenden Käferchen. Nur etwa ein bis zwei Millimeter groß sind sie gar nicht so leicht zu entdecken. Doch einmal identifiziert erschreckte ich mich: es waren tausende! In jeder Knospe saßen sie zu mehreren und knabberten sich munter ins Innere vor. Dort höhlten sie die Blüten von Innen komplett aus. Sie fressen bevorzugt Pollen, Stempel und Fruchtknoten. Wenn die Blüte sich dann öffnet ist sie hohl und schwarz.
Der Käfer fliegt sobald die Sonne scheint ab Juni los und bevorzugt helle Knospen und Blüten, Weiß, Rosa oder eben Gelb. Wie vom Raps, daher sein Name. In der konventionellen Landwirtschaft einfach ein Pestizid ausgebracht, dass alle Käfer (und auch alle anderen Insekten) ruck zuck tötet. Im biologischen Anbau gibt es große Käfer-Sammelmaschinen.
Absammeln sollte helfen…
Absammeln war nun auch der Rat, den ich mir ergoogelte. Doch das Unterfangen war total frustrierend. Es waren einfach viel zu viele Käfer und wenn ich 50 Stück eingesammelt hatte, sah ich überhaupt keinen Unterschied beim Befall. Zudem: wohin mit den Käfern dann? Wenn ich sie 500 Meter weiter wieder frei ließ flogen sie munter zurück zum Löwenmäulchen-Buffet…
Duftstoffe und Öle sollten helfen…
Ich las von Durfstoffen, die die Käfer vertreiben sollte und besprühte den Boden und die Pflanzen mit einem Lemongras-Öl-Gemisch. Das Problem: der Duft verflog bereits nach einer halben Stunde wieder. Wenn ich die Löwenmäulchen nun also nicht alle dreißig Minuten jeden Tag einsprühte, würde auch dieser Tipp nichts helfen.
Schlupfwespen sollten helfen…
Ein letzter Tipp den ich fand waren Schlupfwespen. Sie sollten den Larvenbestand der Käfer um bis zu 50% reduzieren. Die Wespen müssen passgenau im Mai und Juni ausgebracht werden, wenn die Larven schlüpfen. Nu müssen sie sich natürlich auch in die Blüten bewegen, wo die Larven liegen. Der Erfolg ist schwankend. Was mich von dieser Methode abhielt: selbst wenn es alles klappen würde und ich sehr erfolgreich 50% der Larven vernichten würde, wäre ja immer noch die Hälfte all meiner Blumen dahin.
Dann las ich in einem Nebensatz, dass sich die Käfer ab Mitte/Ende August bereits in ihre Winterquartiere verziehen. Diese liegen an Waldrändern. Das fand ich spannend und entschied, den Käfer nicht zu bekämpfen, sondern ihm mit Hilfe seines Lebensrhythmus einen Strich durch die Rechnung zu machen: ich säte meine Löwenmäulchen im darauffolgenden Jahr statt wie sonst Ende Februar einfach erst Mitte Mai.
Meine Lösung: späte Anzucht!
Löwenmäulchen brauchen ca. 100 Tage von der Aussaat bis zur Blüte. Nach dieser Rechnung sollten sie also erst Ende August anfangen zu blühen, wenn die Käfer bereits aus meinem Garten verschwunden waren.
Als ich dann die kleinen schwarzen Käfer im Juni wieder in meinen Beeten entdeckte, war ich ganz entspannt. Denn bis auf die Blüten der Apfelminze (so viel zu Duftstoffen…) verschonten sie alle anderen Blüten. Die Löwenmäulchen warn noch klein und unattraktiv. Als sie dann ihr Blüten im August ausbildeten, waren die Käfer bereits verschwunden und die Blumen konnten ungestört ihre tollen Farben zeigen: auch in Weiß, Gelb und Rosa!
Was ich in den letzten Jahren gelernt habe: jedem „Schädling“ muss man ganz individuell begegnen und was in einem Garten hilft, lässt sich nicht ohne weiteres auf einen anderen Garten in einer anderen Region übertragen. Und meist findet sich mit ein bisschen Ausprobieren und Durchhaltevermögen tatsächlich eine Methode, die Tiere zu vertreiben oder so wie in diesem Fall, sich ihnen quasi anzupassen und das eigene Verhalten zu ändern.
2 Kommentare
Sandra Magnus
23. August 2022 at 7:48Prima Idee! Toller Artikel!
Hättest du auch eine gegen Rost bei Löwenmäulchen? Bis auf Appleblossom konnte ich dieses Jahr alle vernichten, weil sie von ekligem Rost befallen waren….
Katharina | Aus dem Garten
29. August 2022 at 16:32Liebe Sandra,
nein leider nicht… Es hängt auf jeden Fall mit der Sorte zusammen und angeblich mit der Erde und wie häufig die Blätter nass werden. Also eine rostresistente Sorte im Tunnel mit Tröpfchenbewässerung sollte wenig Rost bekommen. Bei mir zeigt sich auf jeden Fall ein Zusammenhang mit Regen/gießen von oben.
Viele Grüße,
Katharina