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Interview mit Sebastian von “Blumen Kopf”

Zu Sebi habe ich eine ganz persönliche Verbindung – ich hätte nämlich 2018 fast angefangen bei ihm in der Gärtnerei einzusteigen! Mein Mann und Sebi kennen sich schon lange – ich wollte Flowerfarmerin werden, er den Familienbetrieb auf bio umstellen und die Schnittblumen für den Blumenladen selbst anbauen. Es hatte alles gut gepasst, doch der Umzug ins österreichische Vorarlberg und das Aufgeben unseres Lebens in Bremen waren dann letztendlich doch ein zu großer Schritt.

In Sebis Gärtnerei und Blumenladen werden nicht nur die eigenen Schnittblumen verkauft, es gibt auch noch ein ganz besonderes Herzstück: das “1er Hus”, ein großes Gewächshaus, dass in eine Location für Hochzeiten und Feste umgebaut wurde, mit viel Holz, Licht und Pflanzen. Dort wird dann die Blumendeko arrangiert, die nur wenige Stunden zuvor auf dem Feld hinter der Gärtnerei geschnitten wurde – nachhaltiger geht es nicht!

Und so freue ich mich sehr, dass Sebi Mitglied der Slowflower-Bewegung ist und die Zeit für ein Interview gefunden hat.

1. Lieber Sebi, 2018  hast du entschieden den Famlienbetrieb auf Bio umzustellen – wie kamst du auf diese Idee?

Meine Eltern haben mit unserem Betrieb schwierige Zeiten durch gemacht und mussten sich oft auf das wesentliche
konzentrieren um die Gärtnerei über Wasser zu halten. Trotzdem haben sie immer ein paar Schnittblumen selbst angebaut.
Es waren hauptsächlich Dahlien und Zinnien aber die dafür ganz natürlich und ohne großen Aufwand.
Ich wusste also das es möglich war auch wenn es nur diese 2 Sorten waren. So hab ich es probiert und mittlerweile bauen wir
über 100 verschieden Schnittblumen Sorten in Bio an.

2. Wo liegt deine Gärtnerei und wie groß ist die Anbaufläche?

Unsere Gärtnerei ist in Österreich, Vorarlberg und liegt auf 500 Meter Seehöhe.
Wir haben ca. 1500 Quadratmeter Ackerfläche und ein kleines Gewächshaus das wir für Schnittblumen nutzen.

3. Wie läuft es mit der Umstellung? Wie waren deine Erfahrungen damit, gab es Probleme?

Die Umstellung läuft super. Wir haben uns langsam ran getastet und probieren immer mehr aus. Probleme gab es hauptsächlich bei der Schädlingsbekämpfung. Letzten Sommer konnte ich nur so zuschauen  wie Wühlmäuse die Dahlien zum wackeln gebracht haben.  Wir mussten kurzerhand 150 Dahlien in Töpfe setzen und täglich Mäusefallen stellen.  Ich hab dadurch gelernt das es immer Sachen geben wird die nicht ganz perfekt funktionieren, aber man muss das beste draus machen und  die anderen Sachen umso mehr wertschätzen!

4. Wie fand deine Famliie deine Idee das Unternehmen umzugestalten?

Meine Familie fand es super, aber wusste glaub nicht von Anfang an was das alles mit sich bringt. Mittlerweile sind sie aber auch voll überzeugt und stärken mir den Rücken! Dafür bin ich extrem dankbar!

5. Du machst den Blumenanbau hauptberuflich – wie organisierst du deine Woche und gibt es für dich auch Freizeit oder Urlaub?

Ich hab mir einen super Anbauplan gemacht und hab den immer im Auge. Wenn ich ca. 3 Tage in der Woche dafür aufbringe geht sich das grad so aus. Immer Sommer arbeite ich schon eher viel und geh auch nicht lang in den Urlaub da ich die Zeit in der ich nicht da war danach meistens büße. Im Winter nehm ich es gemütlich und versuche Energie zu tanken.

6. Ist “Blumen Kopf” noch ein Familienunternehmen? Wie sieht dein Team aus?

Ja das ist es immer noch. Meine Mama und mein Papa sind auch noch im Betrieb.  Zu uns dreien unterstützen uns noch elf Mitarbeiter. Die meisten davon sind Floristinnen.

7. Was macht dir am meisten Spaß an deiner Arbeit?

Am meisten Spaß macht mir die Arbeit mit den Jahreszeiten. Ich kann sie jetzt viel bewusster wahrnehmen.

8. Was ist das Wichtigste das du auf deinem Weg als Blumenbauer gelernt hast?

Der Beruf hat mich schon sehr viel gelernt. Ich bin viel geduldiger geworden, weiß Kleinigkeiten mehr zu schätzen und freu mich sehr, wenn unsere Blumen jemandem Freude bereiten.

9. Welchen Rat würdest du jemandem geben, der BlumenbauerIn werden möchte?

Nicht zu viel überlegen und nicht versuchen alles perfekt zu machen. Jede Erkenntnis ist super wertvoll, auch wenn man herausgefunden hat was nicht funktioniert.

10. Was sind deine Wünsche und wo siehst du dich in fünf Jahren?

Ich würde mir wünschen, dass ich für meine Familie, meine Mitarbeiter und auch für mich ein Umfeld geschaffen habe
in dem wir arbeiten und uns verwirklichen können ohne viele Ressourcen dafür zu verschwenden.

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