Im Sommer 2017 begann ich mich mit dem Thema Slow Flowers zu beschäftigten. Wenn ich Kunden fragte, woher die Blumen kommen, die sie gerade gekauft haben, sagten sie, aus dem Blumenladen. Wenn ich dann die Blumenverkäuferin fragte, woher ihre Blumen kommen, sagte sie “Vom Großmarkt”. Das erschien mir so absurd! Denn dort wachsen die Blumen natürlich nicht – werder im Blumenladen, noch auf dem Großmarkt.
“Hinter dem Großmarkt schien mir ein großes schwarzes Loch zu sei.”
Nahezu 90% aller Schnittblumen in Deutschland werden aus Ländern wie Kenia, Kolumbien und Ecuador importiert. Dort gibt es teilweise keine Bestimmungen, was Pflanzenschutz, Pestitzide und Düngersaltze angeht, oder, z.B. bei dem Label “Faitrade”, sehr lasche.
Hinter dem Großmarkt schien mir ein großes schwarzes Loch zu sein und zwischen der Blume und dem der sie anbaute und dem Kunden gab es keinerlei Verbindung. In meiner Idealvorstellung werden die Blumen auf einem Feld vor der Stadt biologisch angebaut und der Kunde kauft sie entweder direkt vor Ort oder in einem Blumenladen. Dabei arbeiten Blumenverkäufer und Blumenbauer Hand in Hand – ohne Zwischenhändler.

Bunte Blumen aus meinem Garten
Um die Monokultur der Großproduzenten z.B. in Kenia und den anschließende langen Flug mit durchgehender Kühlkette sowie die sehr engen Verpackungen zu überstehen, werden diese Blumen mit diversen chemischen und hormonellen Mitteln bespritzt, gesprüht und gegossen.
“Ich möchte zeigen, wie jeder mit einem Balkon oder Garten selbst seine eigenen Schnittblumen anbauen kann.”
Die Arbeitsbedingungen auf den Feldern sind zudem oftmals katastrophal – und all das ärgert mich so sehr, dass ich meine Liebe zum Gärtnern und im Besonderen zu den Blumen nutzen möchte, um Menschen, denen Nachhaltigkeit und Regionalität wichtig sind eine kleine Alternative zu bieten und zu zeigen, wie jeder mit einem Balkon oder Garten selbst seine eigenen Schnittblumen anbauen kann.

Sonnenblumen neben Ringelblumen, Minze, Kornblumen und Zucchini
Der größte Unterschied zu Blumen aus dem Blumenladen ist also sicher der ökologische Aspekt. Meine Blumen werden selbstverständlich nicht chemisch behandelt, sondern bekommen nur ganz ausgewählte Zutaten: Erde, Luft, Wasser, Kompost und viel Zeit und Liebe.
Ich pflanze immer eine rechte kleine Anzahl je Sorte und mische diese dann mit Kräutern und Gemüse, um Schädlinge fern zu halten und Ausfälle zu verhindern. So sorge ich dafür, dass sie robust, gesund und super frisch sind.
In meinem Garten wachsen viele ganz besondere Sorten, die einen langen Transportweg entweder gar nicht überstehen (wie z.B. Wicken), dabei an Qualität einbüßen (wie Zinnien und Mohn) oder ihren einzigartigen Duft verlieren (wie z.B. Levkojen).
“Meine Blumen bekommen nur ganz ausgewählte Zutaten: Erde, Luft, Wasser, Kompost und viel Zeit und Liebe.”
Ich kultiviere auch seltene, alte und nahezu vergessene Sorten, die ich in der ganzen Welt suche, um sie auszuprobieren und darüber zu schreiben – so finden sich in meinen Sträußen z.B. grauer Feldrittersporn, Marokkanisches Leinkraut, östlicher Schwarzkümmel, die azurblaue Heliophile oder argentinisches Vergissmeinnicht.
Zwischen den Beeten wachsen auch viele Kräuter, die wunderbar zu verschiedenen Blumen passen. So lassen sich manchmal ganz ungewöhnliche Kombinationen in den Strauß einarbeiten, die ihn zum duften bringen, z.B. Salbei, Minze, Zitronenbasilikum, Melisse, Thymian und Oregano.

Selbstgebackenes Shortbread mit essbaren Blüten
Da meine Blumen ohne Pestizide, Fungizide oder künstlichen Dünger aufgewachsen sind, kann man viele der Blüten auch essen. Zum Beispiel Levkojen, Löwenmäulchen, Ringelblumen, Kosmeen, Kornblumen, Dahlien, Nelken, Indianernessel, Phlox und Sommerastern. Ich nutze sie ganz unterschiedlich, mal in Eiswürfeln oder Kräuterbutter, als Salatzugabe oder Limonade und zur Deko auf Suppen, Torten oder Keksen.
Für mich macht es einen riesigen Unterschied, ob ich mit Blumen vom Großmarkt oder den eigenen aus meinem Garten arbeite. Sind es gespritzte oder importierte Blumen, was natürlich äußerst selten vorkommt, habe ich ständig das Bedürfnis, mir die Hände zu waschen und fühle mich nicht gut bei der Arbeit.
Wenn ich hingegen meine selbst geschnittenen Blumen säubere und binde ist es auch immer eine sehr haptische, fast sinnliche Arbeit. Ich fühle gern die unterschiedlichen Stiele und Blüten und rieche ihren unvergleichlichen Duft.

Kleiner Strauß aus dem Garten
Über meine Lieblingssorten habe ich Portraits geschrieben. Sie sind mir mittlerweile so vertraut und ans Herz gewachsen, dass ich mir einen Sommer – oder vielleicht gar ein Leben – ohne sie nicht mehr vorstellen kann. Jedes Frühjahr aufs Neue bin ich überrascht von ihrer Schönheit und dem Wunder, dass sie aus diesem winzigkleinen Samen gewachsen sind.
Du möchtest Blumen aus dem Garten für deine Hochzeit, einen besonderen Anlass oder einfach so für deinen Küchentisch? Dann schaue hier.