Das wenigste, was man im Garten erldigt, tut man im Stehen. Vielleicht hohe Blumen schneiden, Gießen, Häckseln und Mähen. Das allermeiste hingegen im Knien, nämlich Unkrauft zupen und rupfen, niedrige Blumen schneiden, aussäen und pflanzen, pinzieren und einfach irgendwie nach dem Rechten sehen.
“Das Gärtnern machte es leider nicht besser: der untere Rücken und vor allem meine Schultern waren permanent irgendwie verspannt.”
Diese Haltung, im Fersensitz auf den Knien, und dann meist vorn übergebeut ist schlecht für die Kniegelenke und vor allem den Rücken. Und der Rücken ist und war schon immer mein Schwachpunkt. Vom Teenageralter an begleiteten mich Krankengymnastik, Massagen und Physiotherapeuten. Das Gärtnern machte es leider nicht besser: der untere Rücken und vor allem meine Schultern waren permanent irgendwie verspannt. Ein Tag ohne Rückenschmerzen in irgendeiner Form kannte ich nicht.
Und dann entdeckte ich bei Youtube einen kanadischen Gemüsegärtner, der ähnliche Probleme hatte wie ich und einfach seine Position änderte. Er kniete vortan nicht mehr, sondern hockte sich hin. Wie kleine Kinder es tun. Seitdem habe er keine Rückenschmerzen mehr. Für mich klang das einleuchtend: der Rücken wird gestreckt, statt gekrümt und damit entlastet.
Doch das Hocken war nicht so einfach, wie es aussah, denn es braucht eine gewisse Dehnung in den Wadenrückseiten. Deswegen konnte ich zunächst nicht den ganzen Fuß aufsetzen, sondern kippelte und balancierte am Anfang auf den Ballen, was recht anstrengend war.
Dieses Hocken erinnerte mich an eine Yogaposition: Malasa. Man geht breitbeinig in die tiefe Hocke und öffnet dabei die Beine nach außen, der Rücken lang gestreckt. Das übte ich nun täglich, schloss die Hände dabei vor dem Herzen und drückte mit meinen Ellenbogen die Knie noch weiter auseinander. Und dann, nach ein paar Wochen, klappte es auf einmal: ich konnte entspannt (!) in die Hocke gehen und hatte einen ganz sicheren Stand.
“Der Garten ist mein Yoga” hatte ich mal irgendwo gelesen – und das traf auf mich nun wirklich buchstäblich zu. Ich fühlte mich irgendwann so wohl in dieser “Asana” (Position), dass ich stundenlang rupfen und zupfen konnte.
Nachdem mein Blumengarten sich im November in den Winterschlaf verabschiedet hatte, kamen meine Rückenschmerzen zurück. Es war verrückt – mein Rücken vermisste das Gärtnern! Und so mache ich nun Yoga, beinahe täglich im Winter und immer schön lange “Malasana”, bis ab Mai dann wieder mein persönliches Yogastudio seine Tore öffnet: mein Blumengarten.
Und weil ich so begeistert von dieser Entdeckung bin, habe ich meine Freundin Elisa gefragt, ob sie diese Asana für meinen Blog fotografieren und erklären kann. Elisa ist die beste Yogalehrerin, die ich kenne. Seit wir uns vor zehn Jahren in Portugal kennen gelernt haben, drückt sie für mich das aus, was Yoga wirklich ist, mit jeder Faser ihres Körpers. Mittlerweile hat sie ihr eigenes Yogastudion in Innsbruck, gibt Workshops und leitet eigene Retreats in Portugal, Indien und auf Bali.
Um diese Haltung zu üben öffnet man die Füße hüftbreit, die Fußspitzen zeigen nach außen und dann setzt man sich tief. Zu Beginn ist es hilfreich, sich ein gerolltes Handtuch oder ein feste Decke unter die Fersen zu legen, dann ist die Dehnung nicht so stark und man wackelt weniger. Mir hat es geholfen mir vorszustellen, dass mein Kopf in den Himmel strebt und mein Becken schwer zum Boden zieht. Dabei strecke ich den Nacken und neige das Kinn leicht zur Brust. Das ist beim Gärntern ha automatisch so, da man zu Boden blickt.
Neben einer Dehnung der Waden und Fußgelenke führt diese Haltung vor allem dazu, dass sich der untere Rücken total entspannt und keine Belsatung mehr trägt, wie beim Knien. Schönerweise werden auch noch die Bauchmuskeln gestärkt und die Hüfte bekommt mehr Beweglichkeit.
Zudem erdet dich “Malasana” in der Natur natürlich noch stärker und bringt Ruhe und Gelassenheit mit sich. Und das spüre ich tatsächlich! Auch wenn es manchmal komisch aussieht, ich fühle mich so wohl in dieser Hocke, dass ich sie oft auch in anderen Situationen benutze, zum Beispiel wenn ich auf Augenhöhe mit kleinen Kindern sprechen möchte, etwas aufhebe oder Ähnliches.
Ich bin so dankbar, diese Möglichkeit für mich entdeckt zu haben – wer weiß ob ich im Knien und mit Rückenschmerzen jetzt noch gärtnern würde… Und würde mich sehr freuen, wenn ich dem ein oder anderen Rückengeplaten vielleicht mit diesem Artikel helfen konnte.
8 Kommentare
Alessia
23. Juli 2020 at 20:22Ich habe tatsächlich gegen die Rückenschmerzen immer Yogaübungen gemacht – aber dass die Lösung so einfach ist…da kann ich mir nur in den Hintern beissen :’D
Katharina
25. Juli 2020 at 11:54Haha, ja, ich habe mich auch total gefreut, als ich das für mich entdeckt habe 🙂
Rita Kusuma Dewi
26. Dezember 2020 at 9:28Waw, sehr interessant:))). Vielen Dank für den schönen Beitrag. Ich interessiere mich sehr für Gartensache. Ich habe leider weder Garten noch Balkon in meiner Wohnung. Aber ich hab sehr viel Pflanzen trotzdem, gerade habe ich ca. 150 Pflanzen.
Übrigens, bei uns in Indonesien machen die Leute bzw. meine Familie nämlich immer diese Position. Als ich nach Deutschland gekommen bin, haben deshalb einige deutsche Freunde sich gewundert, wie ich diese Position schaffte. Ich dachte, jeder kann einfach das machen. Ich verstehe jetzt erst dass es eine Gewöhnungssache ist. In Indonesien z. B. essen manche Leute unten aufm Boden und sitzen auch. Ich habe sogar aufm Stuhl beim Essen diese Position gemacht unabsichtlich, aber wenn ich nur gerade mit meinem Freund zu Hause esse :))) ansonsten ist es ja zu krass im Restaurant.
Katharina
28. Dezember 2020 at 14:44Liebe Rita,
wie toll, dass du schreibst! Dann haben die IndonesierInnen wahrscheinlich weniger Rückenprobleme als wir 🙂 Ich mache die Position nun auch viel öfter im Alltag, eben immer statt mich hin zu knien. Fühlt sich einfach viel besser und gesünder an.
Ganz viele Grüße,
Katharina
Sarah
18. April 2021 at 16:30Kann mich Rita insofern anschließen, als dass ich diese Position von der Seite meiner vietnamesischen Familie auch kenne. Von “deutscher” Seite als Alltagsposition vielleicht erst mal ein bisschen ungewohnt, vor allem bisweilen kleidertechnisch schwierig und weil man doch noch irgendwo verinnerlicht hat, in der Öffentlichkeit eher mit geschlossenen Beinen zu sitzen (zumindest als Frau) – aber wenn man mal dahinter gekommen ist, so viel agiler und bequemer 🙂 Hoffentlich spricht’s sich weiter rum! Herzliche Grüße, Sarah
Katharina | Aus dem Garten
8. Januar 2022 at 12:20Liebe Sarah,
bitte entschuldige meine späte Antwort! Du hast recht, eine Alltagsposition ist es nicht gerade 🙂 Aber als meine Tochter noch kleiner war, hockte sie auch ständig so. Die Kinder wissen anscheinend, was gut für ihren Körper ist. Ich finde es ein tolles Gefühl, wenn man einmal so weit gedehtn ist, dass es sich richtig gemütlich und bequem anfühlt so zu hocken.
Viele Grüße,
Katharina
Ramona
19. Juni 2021 at 15:23So ein toller Tipp, Katharina, ganz vielen Dank dafür! Ich mache schon lange Yoga, im Sommer komme ich nicht dazu und ab jetzt werde ich beim Gärtnern Malasa ausprobieren. Woe toll, beides mit einander zu verknüpfen. Ich folge dir schon lange, aber das ist wirklich der aller aller beste Tipp! Ein lifehack 🙂
Deine Ramona
Katharina
20. Juni 2021 at 8:55Liebe Ramona, das freut mich – ich hoffe es hilft!!! Ganz viele Grüße, Katharina