Anfang Januar, sobald die Feiertage rum sind, geht es los: die Anzucht beginnt! Jedes Jahr ist es wieder etwas Besonderes, den ersten Samen in die Erde zu stecken und jedes Jahr bin ich beeindruckt von der Winzigkeit der Samen und der üppigen Pflanze die mir im Sommer dann so viele wunderschöne Blüten schenkt!
Es gibt dieses Jahr allerdings eine ziemlich große Veränderung für meine Anzucht und mich: ich darf in einer Gärtnerei die Gewächshäuser nutzen! Die letzten Jahre wurde unser Küchentisch allwöchentlich in eine Anzuchtstation umgewandelt, überall Erde, Wasser, ständiges Putzen und Verstauen.
“Anfang Januar, sobald die Feiertage rum sind, geht es los: die Anzucht beginnt!”
Dann keimten und wuchsen die Sämlinge in einem großen Regal neben unserem Kühlschrank heran in das ich zwölf Tageslicht-Leuchtstoffröhren gehängt hatte. Das funktionierte an sich ziemlich gut, nur war es eben an zwölf Stunden in unserer Küche grell hell und gemütlich sieht definitv anders aus!
Das größte Problem war dann der Platzmangel. Denn die Pflänzchen wurden größer, brauchten eigentlich kühlere Temperaturen und vor allem schoben die Woche für Woche neu ausgesäten Pflänzchen ja hinterher und brauchten auch einen Platz unter der künstlichen Sonne.
So wanderte alles Stück für Stück in Plastikgewächshäuser, die ich auf unserer Terrasse aufbaute, mit Steinen beschwerte und nachts mit kerzen beheizte… Alles jenseits irgendeiner Professionalität und ich war ständig genervt (mein Mann und meine Tochter auch).
Alles in allem muss ich rückblickend aber auch sagen, im Rahmen der Möglichkeiten war es wirklich eine gute Lösung und hat am Ende alles funktioniert. Trotzdem freute ich mich riesig, als mir der Inhaber der Gärtnerei hier um die Ecke zusagte, dass ich meine Anzucht zu ihnen verlagern darf. Sie nutzen die Gewächshäuser kaum noch, kaufen nur noch ein und so ist viel Platz. Sehr viel Platz! Ich habe lange Tische nur für mich – meine persönliche Spielwiese!
Es macht total Spaß, sich dort so ausbreiten zu können, gleich in große Soilblocks zu säen, statt aus Platzmangel nur die kleinen zu nutzen. Und es stört eben auch keinen! Ich habe meine Ruhe – und meine Familie hat auch ihre Ruhe vor mir, meinen Erdsäcken, hunderten Samentüten, Erdwassermatsch und diversen Kisten und Kästen die die gesamte Wohnküche tagelang einnehmen.
“Ich habe meine Ruhe – und meine Familie hat auch ihre Ruhe vor mir.”
So stehe ich dort in meiner Arbeitsweste und Schürze inmitten von Palmen und Orangenbäumen und bin glücklich! Ich fühle mich richtig professionell und genieße die Ruhe und den Platz. Einziges Manko: es ist ein bisschen zu dunkel, da die Schattierungen für die anderen Pflanzen, die dort gelagert werden, zugezogen ist. Mal schauen, wie sich alles entwickelt.
Meine Aussaatplanung habe ich ja im Dezember gemacht und nun folge ich stoisch meinen Berechnungen. Das ist ganz einfach und ich höre dabei Podcasts oder schöne Musik – richtig meditativ.
Was ich dieses Jahr noch anders mache bei meiner Aussaat: ich säe noch versetzter aus. Also nicht nur in mehreren großen “Wellen”, sondern dazu auch noch innerhalb eines Beetes und einer Sorte. Ich probiere mal, es zu erklären: Wenn ich auf zwei Quadratmetern 50 Nelken “Chabaud La France” anbauen möchte und die Anzucht Anfang Januar für die erste Welle stattfinden soll und Mitte April für die zweite Welle, dann säe ich am 1.1. 25 Stück aus und am 1.2. noch einmal 25 Stück. In der zweiten Welle dann ebenso am 15.4. 25 Stück und am 15.5. noch einmal 25 Stück. So bleibt eine Hälfte des Beetes noch vier Wochen leer und die Blumen blühen in sich versetzt. Ich hoffe, das ist verständlich…
Und es gibt noch etwas Neues: ich probiere mich an Ranunkeln und Anemonen! Das sind nicht irgendwelche Knollen und Krallen, sondern die allerbersten aus Italien von Bianchieri. Die sind richtig teuer, aber eben auch wunderschön und ich wollte es einfach mal probieren.
Große Blumenproduzenten bauen sie in beheizten Gewächshäusern an bei einer gleichbleibenden Temperatur um 10 Grad und ständiger Luftzirkulation. Bei mir sind sie in einem Lowtunnel und die letzte Woche ist alles eingefroren, weil es Dauerfrost hatte. Ich habe zusätzliche ein dünnes Vlies gespannt, aber es war nichts zu machen, es war sehr kalt. Ich weiß nicht, ob sie das überleben… Ich habe jetzt noch einmal eine Luftpolsterfolie gekauft, die ich bei der nächsten Frostperiode reinhängen möchte.
Da Ranunkeln viel Luftzirkulation benötigen, um kein Botrytis zu bekommen, fahre ich wenn die Sonne scheinen soll, morgens in den Garten, öffne die Tunnel und abends wieder hin, um sie zu schließen – da wünschte ich jedes mal, ich hätte meinen Garten direkt am Haus…
“Ob mein Experiment klappt, werde ich euch auf jeden Fall berichten!”
5 Kommentare
Anne Oberwalleney
8. Februar 2019 at 14:41Jetzt habe ich es doch schon gelesen und bin total entflammt!!! Wunderschön und toll geschrieben! Supergeil mit dem Gewächshaus!!! Ich versuche nach dem Mond auszusähen und nicht zu früh, weil ich Angst vor späten Frösten habe. Wie früh setzt du die erste Saat Nelken dann ins Freie? Liebe Grüße Anne
Katharina
8. Februar 2019 at 14:55Liebe Anne, das freut mich sehr! Mit dem Mond habe ich auch schon ausgesät und glaube da auch tatsächlich dran. Leider hat mich das ein wenig gestresst und nun mache ich es immer, wie es gerade reinpasst… Die Angst vor späten Frösten ist total berechtigt! Vorletztes Jahr kamen die im April und haben mir viel kaputt gemacht. Aber in dem Fall jetzt habe ich keine andere Wahl. Also ein Teil meiner Nelken ist schon ausgepflanzt in dem Tunnel. Die 2. Charge keimt gerade und kommt dann in etwa vier Wochen raus. Ich bin dazu übergegangen, immer nur eine kleine Anzahl (ca. 20 Stück pro Sorte und “Farbe”) auf einmal zu sehen und dafür versetzt, alle sechs Wochen. Sollte die erste Charge dann erfrieren, steht die nächste schon in den Startlöchern 🙂 Ganz liebe Grüße und vielen Dank für den ersten Kommentar auf meinem Blog!!!
Vera
8. Februar 2019 at 20:37Wohooo das klingt ja toll. Danke für den tollen Einblick 😍 dein Blog ist sehr toll geworden Glg aus dem Hausnummersechs Vera
Katharina
9. Februar 2019 at 9:14Oh vielen Dank für das tolle Feedback. Das freut mich sehr! Schön, dass ihr hier seid 🙂 Liebe Grüße, Katharina
Unser Garten im Januar – Ein Stück Arbeit
19. Oktober 2019 at 11:46[…] plant, einjährige Blumen im Garten zu haben, zieht ihr sie nun schonmal vor. Katharina schreibt auf ihrem Blog “Aus dem Garten” mehr […]